610 km
15.000 hm
7 Etappen
6 Teilnehmer: Dominik, Fabian, Peter, Kjell, Marc, Colin
Coronabedingt mussten wir unsere Planungen ändern - anstatt zur Tour de France ging es im Juli in die Dolomiten. Von St. Vigil aus nahmen wir Tagestouren in Angriff rund um das Sella-Massiv. Atemberaubende Anstiege wie Passo Giau, die klassische Sella-Ronda, Würzjoch oder ruhige Wege rund um den Kronplatz boten ein perfektes Kletterspektakel.
Distanz: 105 Kilometer
Höhenmeter: 2.400 Höhenmeter
Anstiege: Passo Campolongo (1850 m), Passo Pordoi (2241m), Sellajoch (2230 m), Grödner Joch (2119m)
Ein Klassiker, den jeder Pässefan einmal im Leben gefahren sein sollte. Vier Pässe rund um das Sellamassiv verbindet die klassische Route und bietet neben traumhaften Ausblicken auf die Gipfel der Dolomiten eine ständige Abwechslung zwischen Kletterpassagen, Serpentinen und rasanten Abfahrten. Nur ebene Passagen gibt es kaum.
Wir starten von St. Vigil mit einer kleinen Abfahrt und folgen dann der stetig angenehm ansteigenden Landstraße bis nach Corvara - unserem Startort der Sellaronda. Hier hat man die Wahl, ob man die Route im Uhrzeigersinn (Campolongo, Pordoi, Sella, Grödner) oder gegen den Uhrzeigersinn (Grödner, Sella, Pordoi, Campolongo) fahren möchte.
Wir entscheiden uns für die erste Variante, denn der Passo Campolongo auf 1.850m Höhe stellt den angenehmsten Anstieg in die Ronda dar und ist für uns somit als Auftakt in die Rennradwoche die beste Variante. Die knapp 6km bei 370hm treten sich flüssig, nur die ersten Serpentinen aus dem Ort heraus sind etwas steilere Rampen. Ohne Pause geht es direkt in die Abfahrt nach Arabba, dort wird direkt wieder auf das kleine Kettenblatt umgeworfen, denn der Anstieg zum Passo Pordoi mit 9,3km und 650hm beginnt mitten im Ort. 33 nummerierte Kehren weisen uns den Weg nach oben - besonders im Schlussteil des Anstiegs reiht sich eine Kehrengruppe nach der anderen. Und bei all den Anstrengungen muss man sich die Zeit nehmen, um die fantastischen Ausblicke aufzusaugen. Gigantisch! Zwischen 40 und 55 Minuten benötigen wir für den Anstieg. An der Passhöhe gibt es auf 2.241m Höhe eine erste Verschnaufspause und kleine Stärkung.
Dann folgt die kurze Abfahrt Richtung Canazei, die allerdings abrupt an der Kreuzung zur SS242 endet, um nahtlos in den Anstieg zum Sellajoch überzugehen. Der erneute Wechsel von Abfahrt zu Anstieg ist herausfordernd, der Kraftaufwand von 0 Watt auf deutlich über 200 Watt lässt die Pumpe wieder höher schlagen. Etwas über 6 Kilometer sind es bis zur Passhöhe bei 7,7% Steigung. Kurzes Passfoto und dann geht's weiter zum vierten Anstieg, Richtung Grödner Joch. Der letzte Pass ist angenehm zu fahren und bietet mit einem längeren Flachstück erstmalig auch etwas Entlastung zwischen den Kletterpassagen. Die Schlusskehren sind langgezogen, die anschließende Abfahrt bei besten Asphalt nach Corvara rasant.
Distanz: 38 Kilometer + 40 Kilometer
Höhenmeter: 1.000hm + 980hm
Anstiege: Würzjoch 2/3 (1987 m), Furkelpass (1789m)
Part 1 - Würzjoch bis Gewitterabbruch
38km, 1000hm
Wetter.com, YR und Wetter Bozen Südtirol - diese drei Apps wurden heute Morgen minütlich aktualisiert. Aber ein Blick aus dem Fenster reicht, um festzustellen: Das Wetter ist miserabel. Morgens Regen, mittags Gewitter. Erst am Abend soll es schöner werden. Mit etwas Glück finden wir vielleicht ein Zeitfenster von ein paar Stunden vor dem Mittagsgewitter. Na dann.
Wir wollen einen alten Bekannten erklimmen, das Würzjoch auf 1.987m. Bereits zweimal haben wir diesen wundervollen Anstieg schon gemeistert, beide Male von Brixen aus. Heute geht es aus Osten über Piccolein auf das "Ju de Börz", so der ladinische Name. Der Anstieg ist kürzer, dafür aber umso steiler. Bereits im Ort St. Martin muss der Wiegetritt her, um die Rampen mit über 15% zu bändigen. Noch hält das Wetter. Stück für Stück geht's schleichend bergauf. Der Asphalt ist teilweise neu, der Rhythmus gefunden.
Kurz vor Antermoia ändert sich die Gemütslage. Bei einer kurzen Zwischenabfahrt peitscht uns auf einmal der Regen entgegen, der Wind ist so stark, dass eine Böe uns fasst vom Rad fegt. Am Berg grollt der Donner, Blitze erhellen den Himmel. Wir retten uns unter einen Holzverschlag und warten ein paar Minuten ab, entscheiden uns dann aber zum Abbruch. Macht keinen Sinn. Marc holt mit dem Besenwagen die halbe Crew ab, Fabian und Kjell trotzen dem Regen und kämpfen sich zurück nach St. Vigil. Dusche. Mittagspause. Und Zeit für Kjell, um die Pause für einen Besuch in der Fahrradwerkstatt zu nutzen, um eine gebrochene Speiche wechseln zu lassen.
Part 2 - Pederü und Furkelpass
40km, 980hm
Am Abend lässt sich wirklich die Sonne blicken, bei strahlend blauem Himmel. Um 17:15 Uhr geht's nochmal rauf auf die Räder zur gemütlichen Stichstraßentour nach Pederü. Es ist eine für Auto kostenpflichtige Privatstraße, die direkt hinter St. Vigil beginnt und imposant eingerahmt ist von Bergmassiven im Naturpark Fanes-Sennes-Prags. Wir sind geflasht von der Landschaft und auch vom Wetter und rollen gemütlich bis zum Berggasthof. Dann trennt sich die Spreu vom Weizen - denn ein Trio kehrt zurück zur Unterkunft, das andere Dreigestirn macht sich auf dem Weg zum Furkelsattel, liebevoll auch Furunkel oder Ferkelsattel gennant. Wir kommen im weiteren Verlauf drauf zu sprechen...
Distanz: 127 Kilometer
Höhenmeter: 3.070hm
Anstiege: Passo Valparola (2.192 m), Passo Tre Croci (1.809m), Furkelpass (1.789m)
9:00 Uhr, 15 Grad, bewölkt, trocken. Es ist zwar kein Dolce-Vita-Gelati-Wetter, das uns heute erwartet, aber die Regenwahrscheinlichkeit ist niedrig. Gut so, denn mit knapp 130km, drei Pässen und über 3.000hm steht uns ein harter Tag im Sattel bevor. Der Etappenauftakt verläuft altbekannt durch das Gadertal vorbei an Badia bis nach La Villa/Stern. Dort biegen wir (anstatt rechts zur Sellaronda) direkt links weg in den 14km langen Anstieg zum Passo Valparola. Der Pass verläuft relativ geradlinig ohne viel Schnickschnack und ohne große Steilstücke, erst im zweiten Teil wird das Terrain kurvenreicher und die 772hm werden Schritt für Schritt erklommen. Die Passhöhe liegt imposant im Felsmassiv und die Bunkeranlagen und Stellungen lassen vermuten, wie furchtbar blutig und brutal es an diesem strategisch wichtigen Passübergang im 1. Weltkrieg zuging. Es weht zudem ein eiskalter Wind, sodass wir uns ohne große Pause in die Abfahrt nach Cortina d'Ampezzo stürzen, wo 2026 die Olympischen Winterspiele stattfinden.
Bei Kuchen, Cola und Cappuccino tanken wir Kraft für den nächsten Pass, der Auffahrt zum Tre Croci. 8km und 575hm klingt nicht sonderlich furchteinflößend, aber die Beschreibung auf Quäldich deckt sich nicht mit unseren Erlebnissen:
"Der Weg ist unspektakulär bis langweilig, mäßig verkehrsreich, nicht sehr steil, nicht sehr lang. Man muss halt darüber, wenn man von Cortina zu den Drei Zinnen möchte. Ansonsten gibt es keinen Grund, diese Strecke zu befahren“, heißt es auf quäldich.
Jedoch gibt es immer wieder steile Passagen zu überwinden, entlang eines Sessellifts sind es 12% Rampen. Unsere Blicke wandern neidisch zu der einfacheren Möglichkeit nach oben zu gelangen. Immer wieder eröffnen sich schöne Blicke auf das Felsmassiv. Die Passhöhe bei den "Drei Kreuzen" passieren wir schnell, um das nächste Ziel, den Misurina-See zu erreichen. Der See liegt spektakulär umgeben von den Felsmassiven der Drei Zinnen, die sich hinter eine Wolkenwand verstecken.
Danach wird's temporeich - einen 7,6km langen Teilabschnitt von Schluderbach nach Toblach legen wir belgisch kreiselnd mit einem Schnitt von über 48km/h zurück, was uns bei Strava einen Platz unter den Top 230 von 5.400 Fahrern einbringt. In Toblach gibt's zur Belohnung Gelati.
Zurück im Sattel türmt sich wenig später der Kronplatz vor uns auf. Und eine große Hürde steht uns noch bevor: Denn zurück nach St. Vigil geht es von Olang aus über den Furkelpass. 12km, 740hm und vor allem dunkelrote Rampen von 20% sind nicht nur auf dem Papier furchteinflößend. Im Zickzack-Kurs und Schneckentempo kämpft jeder mit sich selbst am Berg. Kurze Abschnitte gewähren wenigstens zwischendurch Atempausen, weshalb der Anstieg von dieser Seite etwas leichter zu fahren ist. Der Asphalt ist eher madig, dafür herrscht fast kein Verkehr. Triumphal erreichen wir um kurz vor 18:00 Uhr die Passhöhe - Colin vielleicht ne gute halbe Stunde eher. Jetzt geht's nur noch bergab ins Ziel.
Distanz: 40 Kilometer
Höhenmeter: 1.417 hm
Anstiege: Würzjoch (1987 m)
Es hat die Nacht durchgeregnet. Der Morgen ist trocken, doch die Wolken türmen sich bereits bedrohlich auf. Ab Mittag und auf höheren Lagen ist mit Gewitter zu rechnen. Also muss wieder eine Alternative her, denn rein in die Marmolata macht keinen Sinn. Gut, dann eben noch mal der Versuch zum Würzjoch.
Wir entscheiden uns diesmal für die Ostanfahrt direkt ab Zwischenwasser. Nach dem Queren des "Gader" Flusslauf geht's direkt ins Eingemachte. Bei Steigungen jenseits der 15% Prozent über mehrere Serpentinen auf den kleinen, maroden Sträßchen werden Höhenmeter geschrubbt. Es bleibt auf den ersten 4,5km steil, bis eine Zwischenabfahrt ein wenig Erholung ermöglicht. Doch, was man jetzt bergab fährt geht's gleich wieder hoch.
Kurz vor dem Ort Antermoia - hier mussten wir gewitterbedingt vor wenigen Tagen abbrechen - passieren wir eine dunkle Lawinengalerie, dann klettern die Prozentzahlen wieder ins Zweistellige. Die Steigung pendelt sich nun konstant in diesen Regionen ein. Noch ca. 480hm und 5km sind es ab Antermoia zur Passhöhe, das wird tough. Die Geschwindigkeit wird einstellig, der Puls fällt nie unter 150bpm. Die Westanfahrt über Brixen ist deutlich entspannter zu fahren, aber das war uns vorher bewusst.
Wir können die Passhöhe bereits erahnen, und nach knapp über 14km Schinderei ist der Passübergang am großen Wanderparkplatz endlich erreicht. Auch ohne Regen sind wir klatschnass - diesmal von innen, nicht von außen. Kurz Durchschaufen, Energie tanken. Dann heißt es Weste anlegen und ab zurück nach St. Vigil, bevor der Regen einsetzt. Denn die Wolkendecke wird immer bedrohlicher. Knackige Bergsprintetappe!
Distanz: 85 Kilometer
Höhenmeter: 2.200 hm
Anstiege: Furkelpass (1.789 m), Pragser Wildsee (1.494m)
Panorama-Tour mit hartem Auftakt. Die heutige Tour führt uns einmal rund um den Kronplatz inklusive einem Abstecher zu einem Postkartenmotiv, dem Pragser Wildsee.
Einmal rund um den Kronplatz heißt auch, dass es einmal den Furkelpass zu überwinden gilt - wir entscheiden uns ihn direkt zum Auftakt in Angriff zu nehmen. Von St. Vigil sind es 7,5 Kilometer und 550hm bis zur Sattelhöhe. Vielleicht haben wir deswegen eine so innige Hassliebe zum Anstieg, weil uns direkt der erste Part mit Steigungen von über 15% die Kräfte raubt, noch bevor der Körper auf Betriebstemperatur ist. Doch mittlerweile wissen wir, was uns erwartet und sind auf die Qualen vorbereitet. Nach etwas über 40 Minuten stehen wir bereits oben am kleinen Stausee.
Nach der Abfahrt über Olang fahren wir über kleine, ruhige Wirtschaftswege, die aber immer wieder ansteigen, in Richtung Toblach. Das entspannte Rollen fernab der Verbindungsstraßen gefällt. Auf Höhe der Ortschaft Prags ändert sich dies jedoch, denn zum Pragser Wildsee müssen wir die Autoroute nehmen. Der Anstieg ist nicht sonderlich schön und auch nicht anspruchsvoll - aber das Fahrverhalten der PS-Schleudern nervt. Insbesondere wenn man beim Überholen die Scheibenwaschanlage betätigt - Penner! Oben am Wildsee stellen wir unsere Räder am großen Restaurant/Hotel ab und balancieren auf den Cleats über den Wurzelweg zum Seeufer. Der Blick ist schon beeindruckend. Aber der Ort eher geeignet für eine schöne Ruderboottour mit Family oder Girlfriend.
Auf der Abfahrt wird's dann eklig - wir kommen in einen peitschenden Regenschauer. Unterstellmöglichkeiten: Zero. Naja, wenigstens führt uns der Rückweg wieder auf den verkehrsarmen Wirtschaftswegen nach Olang. Dort wird auch das Wetter wieder freundlich. Wir umkreisen nun den Kronplatz. Via Reischach, Stefansdorf und St. Lorenzen gelangen wir oberhalb von St. Martin auf eine ruhige, kleine Höhenstraße, die parallel zur vielbefahrenen SS244 verläuft. Es ist wie eine andere Welt. Abgelegene, kleinste Siedlungen verbindet der stetig steigende Geheimweg, der sich hervorragend fahren lässt und uns nach 85km und über 2.200hm zurück nach St. Vigil leitet.
Distanz: 110 Kilometer
Höhenmeter: 2.700 hm
Anstiege: Würzjoch (1987 m)
Tag 6 - und wieder müssen wir unsere Routenplanung dem Wetter anpassen. Denn die Regenwolken hängen in den Gipfeln der Dolomiten. Jedoch ist die Vorhersage für Brixen und das Eisacktal gut - und von Brixen kann man ja über das .... genau, über das Würzjoch zurück nach St. Vigil.
Wir pedalieren über den wunderschönen Höhenweg aus dem Gadertal raus, den wir gestern in der anderen Richtung gefahren sind. In St. Lorenzen kreuzt das Pustertal und wir nehmen den Pustertaler-Radweg in westlicher Richtung in Richtung Mühlbach. Es ist ein angenehmes Einrollen in die Etappe, ohne sofortige Vollbelastung. Dennoch wollen wir zügig vorankommen. In Brixen stoppen wir am Supermarkt, um gestärkt in den 30km langen Anstieg zum Würzjoch zu gehen.
Würzjoch von Brixen - eine der schönsten Anstiege der Alpen
Insgesamt sind es 1.750 hm bis zum ersehnten Passschild - und fast jeder Meter ist ein Genuss. Die Auffahrt von Brixen über St. Andrä ist für uns eine der schönsten Pässe der Alpen. Aus mehreren Gründen: Die Steigungen sind nie über 10%, sodass man den Anstieg stets flüssig fahren kann. Startend in der Talebene ist es einfach beeindruckend Meter um Meter an Höhe zu gewinnen und die Weitblicke zu genießen. Danach türmen sich die schroffen, spitzen Dolomitenfelsen auf - erst die Geislerspitzen dann die Formationen des Peitlerkofel. Das Würzjoch ist für uns so etwas wie das Tor zu den Dolomiten.
Inklusive einer kleinen Pause verbringen wir rund 2:45h in der Auffahrt. Peter leider etwas mehr Zeit, denn aufgrund eines Mantelschadens hat er mit mehreren Platten zu kämpfen und verpasst so die Cola-Einkehr. Der Rückweg nach St. Vigil klappt zum Glück pannenfrei.
Distanz: 150 Kilometer
Höhenmeter: 3.400 Höhenmeter
Anstiege: Passo Campolongo (1.850 m), Passo Falzarego (2.105m), Passo di Giau (2.233 m), Passo Campolongo (1.850 m)
Königsetappe bei Kaiserwetter! Das Finale Grande der diesjährigen Tour des Alpes hat es in sich und wir haben richtig Bock drauf! Heute geht's endlich wieder rein in die Dolomiten und mit dem Passo Falzarego und dem Passo di Giau sowie den Campolongo von beiden Seiten bilden vier einzigartige Anstiege die Königsetappe mit über 3.400hm.
Das Einrollen bis und zum Passo Campolongo stellt keine Probleme dar, nach der Abfahrt nach Arabba geht es links auf neuem Weg nach Andraz. Umrahmt von den bergigen Dolomitenformationen ist es bereits jetzt eine eindrucksvolle Fahrt und eine komplett andere Kulisse, als wir sie die letzten Tage hatten. Der Anstieg zum Passo Falzarego beginnt in Andraz und führt in 17 Kehren und angenehmer Steigung über 11km auf 2.105m Höhe. Die Passhöhe erklimmen wir terrassenförmig - besonderes Highlight sind zwei Galerien und teils gepflasterte Serpentinen. Ein wirklich schöner Anstieg!
An der Passhöhe herrscht reges Treiben, denn sowohl die Straße aus Cortina als auch vom Valporola kreuzen sich am Falzarego. Insbesondere unsere motorisierten, zweirädrigen Freunde ergötzen sich ob ihrer unglaublichen Leistung und stehen mit ihren Dezibel-Monstern kreuz und quer. Wir fahren nach kurzem Koffein-Schub bergab.
Temporeich geht es runter Richtung Cortina bis zum Abzweig in Pocol. Dort beginnt der nächste Traumanstieg: der Passo Giau, dem Cima Coppi unserer Radlwoche mit 2.233m. Der Anstieg zum Giau hat alles, was das Herz begehrt - zahlreiche Serpentinen, prachtvolle Naturlandschaften, sogar Kühe können manchmal kreuzen. Und vor allem - immer wieder knackige Steilpassagen, die einem die Kraft aus den Wadln ziehen. Je höher man klettert, desto imposanter der Ausblick. Und bei Erreichen der Passhöhe erhält man diesen "Bähm"-Effekt, denn das 360-Grad-Bergpanorama ist einfach gigantisch! Dazu kommt bei uns natürlich das erhabene Gefühl, den dritten und schwersten Anstieg des Tages gemeistert zu haben. Wir ruhen uns an der Passhütte aus und kehren wenig später für eine Stärkung ein.
Persönliche Anmerkung des Autors: Wie unfassbar geil, kann denn bitte ein Schinken-Käse-Toast mit Mayo und Ketchup schmecken??
Die temporeiche Abfahrt genießen wir in vollen Zügen und stoppen immer wieder an der Seite für Fotoaufnahmen. Doch die Etappe ist noch lange nicht zu Ende. Hügelig führt der Weg über den Colle Santa Lucia zurück nach Andraz und von dort weiter nach Arabba. Statt der Straße zum Pordoi wählen wir heute den Abzweig zum Campolongo - es sind nur 4km und 282hm, doch die Strapazen des Tages und der Woche sind spürbar. Oben angekommen geht es wehmütig in die Abfahrt. Wir genießen die letzten Blicke auf die Dolomitenfelsen und fahren sicher zurück nach St. Vigil. Was ein Abschluss - Grazie mille bella Italia!
Die Dolomiten sind ein Kunstwerk - schroff, majestätisch und bei schlechtem Wetter richtig ungemütlich. Die Rennradwoche war trotz der Petrus-Kapriolen herrlich, so viele Pässe, so viele Kombinationsmöglichkeiten von einem Standort aus hatten wir noch nie. Gerade der zentrale Ausgangspunkt ist sehr angenehm und erleichtert vieles - St. Vigil lag hier sehr gut, die Infrastruktur mit Supermarkt und Pizzerias war perfekt. Arabba, Badia oder Corvara würden sogar noch zentraler in den Dolomiten liegen. Unsere Bedürfnisse wurden komplett erfüllt, und wir waren auch einfach dankbar und glücklich, dass wir nach dem harten Lockdown und der schwerwiegenden Covid-Situation in Italien Ende Juni/Anfang Juli überhaupt dort radeln konnten.