5 Etappen
534 km Gesamtlänge
8100 Höhenmeter
5 Teiln.: Dominik, Fabian, Kjell,
Marc, Daniele
Hahntennjoch, Stilfser Joch und Gaviapass bilden die Highlights dieser Tour. Besonders das berühmte Stelvio mit seinen 48 schier endlosen Kehren gilt als die Königin der Alpenstraßen und ist zudem einer der höchsten Pässe Europas.
Startpunkt war in diesem Jahr Augsburg - von dort ging es den Verlauf des Lechs folgend nach Füssen. Bei Reutte überquerten wir die Landesgrenze nach Österreich, wo kurze Zeit später das Hahnntenjoch Anstieg Nummer eins war. Über Norbertshöhe und Reschenpassging es an Tag 3 zum Fuße des Stilfser Jochs - dem magischen Anstieg unserer Tour: 48 Kehren verteilt auf 24km und einer Berg-Ankunft auf 2757m. Dass danach noch der Gaviapass auf uns wartete ist eine andere Geschichte. Am Schlusstag ging es über den Tonalepass in Richtung Gardasee nach Riva.
114km, 450hm
Im Fünferzug geht es aus Augsburg durch's Schwabenland auf kleinen Nebenstraßen vorbei an Bobingen, Langerringen und Kaufering ins Allgäu. Nach 42 Kilometern müssen wir eine kurze Zwangspause einlegen und den ersten Platten richten. Danach geht's spürbar welliger weiter Richtung Schongau und vorbei an den Königsschlössern ins Ziel nach Füssen. Unsere Unterkunft befand sich etwas außerhalb am Weißensee - der miserable Service in der Pizzeria Osteria war der einzige Makel dort.
80km, 1100hm
Nach kurzem Aufenthalt im Radelladen in Füssen (Mantelkauf nach gestriger Panne) geht es für uns entlang des Lechs nach Österreich. Kurz nach der Grenze wird uns ein Steinschlag zum Verhängnis - Kjell kann gerade noch einen Sturz verhindern, dem Brocken jedoch nicht ausweichen. Die Folge: Doppelplatten vorne & hinten, Schlauchwechsel und Stopp im Radgeschäft in Reutte. Danach läuft alles glatt, nach Elmen geht es für uns bei brütender Hitze in den Hahntennjoch-Anstieg. Die Rampe am Anfang ist schon furchteinflößend und bis zu 15% auf 700m steil. Danach wird es flacher, wir passieren "Tillys Hütte", bevor ab Boden der Anstieg wieder giftig, kurvig und steil wird. Nach 15km ist das Hahntennjoch bezwungen und die Abfahrt nach Imst für uns ein Genuss. Im Zielort dient uns ein Brunnen als erfrischende Mertesacker-Eistonne.
100km, 1100hm
Eine Drei-Länder-Etappe: Entlang des Inntalradwegs geht es eben über Landeck bis Prutz und ab dort leicht bergauf bis Pfunds und weiter auf der Reschen-Bundestraße. An der Kajetanbrücke verlassen wir diese und biegen ab auf die Engadiner Bundesstraße, um die Norbertshöhe nach Nauders zu nehmen. Davor überqueren wir in Martina noch die Schweizer Grenzstation. Dann schlängelt sich die Straße auf 6,5km über 11 Kehren auf die Norbertshöhe hoch. Kurz nach Nauders passieren wir dann die italienische Landesgrenze und vor uns liegt bald der türkisblaue Reschensee. Von dort geht es auf dem asphaltierten Radweg durch kleine Dörfer immer leicht abfallend durch's Vinschgau nach Mals, unserem Zielort. Das mächtige Ortler-Massiv, das wir am nächsten Morgen in Angriff nehmen, können wir von unserer Unterkunft aus sehen.. Unser Respekt wächst...
100km, 3300hm
Die Königsetappe mit dem Berg der Berge für alle Radfahrer: das Stilfser Joch - die "Königin der Passstraßen". Dem Anstieg fiebern wird seit Monaten entgegen - nun ist es soweit. Aber das Stelvio (auf 2757m) ist nur der erste Berg der heutigen Etappe, denn danach wartet noch der Gaviapass (auf 2618m) auf uns. Aber der Reihe nach... Nach kurzem Einrollen geht es bei Prad rein in den Anstieg. Hier die Hardfacts: 25km Länge, knapp 1850 Höhenmeter und 48 Kehren. Die ersten Kilometer geht es kehrenarm und relativ entspannt steigend immer am Bachlauf entlang bis Trafoi. Ab dort beginnen die berühmt-berüchtigen 48 Kehren. Im Schnitt beträgt die Steigung 9% - entspannt treten ist hier nicht mehr. Wir haben einen Traumtag mit hervorragendem Wetter getroffen. Und Kehre um Kehre zu meistern macht richtig Spaß. Jeder fährt sein Tempo und vertraut seinem Rhythmus. In ein, zwei Kehren treffen wir uns kurz, um Durchzuschnaufen, einen Riegel zu Essen sowie die Aussicht zu genießen. Dann nimmt jeder wieder die nächsten Meter in Angriff. Die Aussichten sind herrlich und neben uns sind noch zahlreiche andere Radler unterwegs - nur in der Regel ohne Rucksack, auf den wir gerne verzichten würden. Ach ja - Kjell wird sogar am Anstieg vom Pannenpech verfolgt und muss erneut den Schlauch wechseln. Doch letztendlich kommen wir alle glücklich und gut am "Rummelplatz" oben an. Die Passhöhe ist der Treffpunkt für Souvenir-Jäger - egal ob Rennradler, Auto-Fahrer oder Reisebus-Gruppen. Hier gibt's für jeden Geschmack den passenden Krimskrams. Nach ner Cola geht's für uns direkt weiter in die Abfahrt nach Bormio, die eigentlich gesperrt ist aufgrund von Steinschlägen und Bauarbeiten. Wir können trotzdem runter, sagt man uns in einem der Souvenir-Läden. Vor den wütenden Bauarbeitern, die mit ihrer Schaufel auf uns losgehen, hat uns jedoch niemand gewarnt. Gut, dass wir schneller sind. In Bormio tanken wir mit Pasta Kraft für den Gaviapass - vielleicht die falsche Entscheidung. Denn zurück im Sattel fühlt sich der Körper ziemliche träge an. Der Gaviapass ist fast genauso herausfordernd wie das Stilfser Joch: Der Anstieg ist sogar länger, 26km, nur nicht ganz so steil und findet sein Ende auf 2618m. Die ersten 13 Kilometer bis nach St. Caterina gehen noch ziemlich flüssig. Danach geht der Anstieg jedoch erst richtig los. Ich (Dominik) habe fast keine Erinnerung mehr daran. Gemeinsam mit Marc und später Rad an Rad mit Kjell quäle ich mich hoch und leide. Es ist Kampf pur - der Körper kann keine Energie mehr freisetzen, auch die Power-Bar-Gummidrops helfen nicht. Außer Kühen und uns ist auch niemand mehr unterwegs, was das ganze noch qualvoller und trostloser wirken lässt. Irgendwann bin ich dann doch oben - ich weiß nicht wie. Die anderen warten schon und es ist recht kalt. Schnell noch ein Foto am "I did the Gavia"-Schild und ab in die Abfahrt nach Ponte di Legno. Dort fallen wir nach ner Pizza schnell ins Bett.... verrückter Tag.
138km, 2310hm
Die letzte Etappe ist kein Honigschlecken, mit 138km der längste Abschnitt und mit 2310hm immer noch recht knackig ansteigend. Am Morgen werden wir von einem Stromausfall in Ponte di Legno überrascht - bedeutet für uns kein Kaffee zum Frühstück. Geht ja gut los... Und dann führt uns die Route auch noch direkt bergauf auf den Tonalepass. Im Vergleich zu gestern sind die 12km Anstieg jedoch ein Klacks. Oben gibt's zur Belohnung in der Sonne erst einmal einen Cappuccino. Das Dolce Vita am Gardasee ist in greifbarer Nähe. Für Daniele ist leider schon früher Schluss, da er den Zug in Rovereto zurück nach Augsburg erwischen muss. Kurz vor dem Andalosattel treffen wir auf unsere Frauen und Freunde, die Daniele im Auto zum Bahnhof bringen und uns von den Rucksäcken befreien. Wir fliegen nun fast zuerst den Andalosattel und dann den Passo Ballino hinauf - und stürzen uns in die Abfahrt nach Riva. Dort warten nun entspannte Tage mit Pool, Pizza, Pasta und Spritz auf uns.
Eine faszinierende Tour mit der "Königin der Passtraßen" als absolutes Highlight - das ist wirklich ein Muss für jeden Rennradler und Pässesammler. Besonders war zudem die Gruppendynamik zu fünft - die Erfahrung hatten wir vorher noch nicht. Man kann sich wunderbar gegenseitig pushen, findet auch am Anstieg immer einen Begleiter mit gleichem Tempo und spart in der Ebene im belgischen Kreisel richtig Kraft. Und die Qualen und Strapazen zu teilen lindert natürlich den Schmerz. Auch der Vino schmeckt Abends in der Gruppe besser ;-) Also, die gleiche Tour 2020 zu zehnt? Wer ist dabei?